Es war eine sehr spontane Entscheidung, eigentlich hatten wir Griechenland im Blick. Doch wir wollten unseren Törn wetterabhängig machen und die Preise für die Flüge nach Korfu kletterten in den letzten Tagen auf über 600 € pro Person. Der Wetterbericht für Kroatien versprach sonnige 24 Grad und so entschieden wir uns nur wenige Tage vor Törnbeginn für die Base in Pula. Nach Trogir, Dubrovnik und Sibenik war Pomer (Pula) die einzige Base in Kroatien, von der aus wir noch nie gechartert hatten. Zudem liegt der Hafen nur sieben Autostunden von uns entfernt. Lion war zwar noch nie der geduldigste Autofahrer, aber sieben Stunden sollten wir irgendwie hinbekommen. Um ihm die Fahrt etwas angenehmer zu machen, entschieden wir uns Samstag um drei Uhr morgens nach Pula zu starten. Nach mehreren kurzen Nickerchen, einer leckeren Frühstücksbox, einem Überraschungsbeutel mit Spielsachen, Kinderliedern und der ein oder anderen Kinder-Youtubefolge (trotz großer Bemühungen funktioniert Letzteres dann doch immer am Besten 😂) erreichten wir die ACI Marina in Pomer sehr entspannt. Nach 22 Törns in den letzten Jahren war das tatsächlich erst der dritte Törn ohne weitere Crew. Es war schon fast eine kleine Probe für unseren großen Start der Weltumsegelung im August 2023.
Das Provisioning war schon mal einfach. Wir waren ja auch mit dem Auto vor Ort. Zudem wanderten dann doch überwiegend schnelle Kindergerichte in den Einkaufswagen und das aufwändigere Kochen blieb dieses Mal aus. Wir wollten am Abend ja auch noch mit Lion zusammen essen und so stand eher Cevapcici, Nudeln, Reisgerichte und Pizza auf dem Programm. Auch die Alkoholration war mit zwei Flaschen Wein so niedrig wie noch nie 😂. Am Nachmittag brachten wir alles an Board und erkundeten noch die Gegend um die Marina. Die Tage waren kurz und Sonnenuntergang bereits um 17:30, deshalb blieben wir die erste Nacht im Hafen liegen. Erst am Morgen starteten wir die vierstündige Überfahrt zur Insel Cres. Das Ablegen im Hafen erfolgte problemlos. Es war wenig Wind und Lion saß mit am Steuerstand und beobachtete alles. Während der Fahrt verbringt er die meiste Zeit in seinem „Wohnzimmer“. Er baut Duplo, puzzelt, spielt Knetmasse, baut Höhlen und was ihm gerade noch alles so einfällt. Nach draußen lockt man ihn am besten mit seinem kleinen Pool voll mit warmen Wasser (dazu werden erstmal zwei Töpfe mit Wasser auf dem Gasherd erhitzt und mit Meerwasser gemischt, damit das Wasser eine Temperatur von circa 35 Grad erreicht) und dann kann auch hier locker mal eine Stunde beim wellnessen vergehen 😂. Die Überfahrt war aber auch wirklich sehr entspannt, denn an Segeln war bei diesen Windverhältnissen nicht zu denken, vielmehr hätte man das Meer mit einem großen See verwechseln können.
Gegen Mittag ankerten wir vor der Plaza Slatina und genossen die Sonne am Strand, bevor es mit dem Laufrad in die nächste Bucht ging. Das erste Mal verzichteten wir in einem Urlaub auf den Buggy und packten stattdessen das Laufrad ein. Lion liebt sein kleines Woom Laufrad und flitzt damit auch schon wirklich gut durch die Gegend. Die gewählte Strecke war allerdings sehr bergig und so saß Lion nach kurzer Zeit auf den Schultern seines Papas und ich trug das Laufrad nebenher 😂 😂 😂. An der Hafenpromenade der nächsten Bucht klappte es dann aber doch noch ganz gut und die ein oder andere Runde konnte mit dem Laufrad noch lässig gerollt werden. Im Sonnenuntergang ging es dann wieder zurück zum Boot und ein warmes Essen heizte uns und vor allem den Salon richtig auf, denn während am Nachmittag die Temperaturen angenehm waren, waren die Nächte mit 8 – 14 Grad schon eher frisch. Mit einem Tee und in warme Decken gekuschelt ließen wir den Abend ausklingen und starteten am Morgen mit frischen, selbst gebackenen Brötchen. Durch den Gasofen wurde der Salon schnell wieder gemütlich warm und schon bald, wärmten auch die ersten Sonnenstrahlen das Boot. Anfang der Woche war es noch richtig sonnig und warm, kaum zu glauben, dass es Anfang November war.
Am zweiten Tag war es sogar noch so angenehm warm, dass es sich auch Lion nicht nehmen lies am Strand von Veli Zal baden zu gehen. Er grinste über beide Ohren, als er im Wasser war, freute sich über den Badestopp, auch wenn es wirklich nicht seine Wohlfühltemperatur war. Dafür konnte man sich in der Sonne herrlich aufwärmen. Anschließend vertrieben wir uns die Zeit mal wieder mit Steine werfen und Muscheln sammeln. Lion war sichtlich happy, so viel Zeit mit Mama und Papa verbringen zu können und so wurden wir mit vielen Bussis und Drückern belohnt 🙂. Am Abend feierten wir Halloween und dekorierten das Boot mit Lichtern und Luftballons. Wir belegten Pizza und machten uns einen leckeren Orangendrink. Pünktlich zu Halloween kam auch der Nebel. Die Wolken zogen sich am Himmel immer mehr zu und eine richtige Nebelfront rollte auf uns zu. Man konnte wirklich zuschauen, wie sich der Nebel ausbreitete und das Boot verschluckte. Auch am nächsten Morgen war an Weiterfahren nicht zu denken. Wir hatten gerade mal ein paar Meter Sicht. Aber das machte nichts. Während wir in den ersten Jahren bei jedem einzelnen Törn noch deutlich mehr Strecke gemacht haben, hat sich das mit Kind in den letzten Jahren verändert. Wir haben keine fixe Route, die eingehalten werden muss. Schon garnicht, wenn wir ohne Crew unterwegs sind. Wir richten uns nach uns, nach dem Wetter und der Natur. Dann bleiben wir eben noch ein wenig hier und machen erst einmal einen Ausflug mit dem Dinghy zum Spielplatz. Die Rutsche hatte es Lion allerdings weniger angetan, denn genau nebenan war ein verlassener Minigolfplatz, auf dem man seinen eigenen Ball wunderbar die Bahnen hoch und runterrollen lassen konnte. Während sich Lion ganz gut selber beschäftigte, entdeckte Franz die vielen reifen Oliven an den Bäumen um den Minigolfplatz. Lion liebt Oliven und im Herbst ist doch sowieso immer Erntezeit!? Wir überlegten nicht lange und fingen an die Oliven zu ernten – nicht die grünen und auch nicht die lilanen, sondern eine gute Mischung aus beiden Farben wanderte in ein kleines Baumwollsäckchen. Zurück am Boot folgten wir brav der Anleitung aus dem Internet. Jede einzelne Olive sollte angeritzt oder angeklopft werden. Kurze Zeit später saßen wir alle Drei nebeneinander und klopften mit Steinen auf jede einzelne Olive 😂. Danach kamen alle in eine große Salatschüssel und wurden ab diesem Zeitpunkt täglich frisch gewässert und von Lion mit Liebe gerührt. Das Ergebnis können wir euch leider erst zu einem späteren Zeitpunkt schreiben, denn wir stecken noch mitten in der Wässerungsphase, bevor die Oliven anschließend für 2-4 Wochen eingelegt werden. Zumindest machte es Spaß, egal ob sie am Ende schmecken oder nicht 😉.
Nachdem es am Freitag in Pula stürmisch werden sollte, entschieden wir uns schon am Donnerstag zurück in den Hafen zu fahren und Freitag früh die Heimreise anzutreten, um noch einen Abstecher zu einer Freundin und in die Therme zu machen. Die letzten Stunden am Boot waren gezählt und so langsam nahmen wir wieder Kurs aufs Festland. Umso glücklicher war Lion als uns vor der Plava Grota ein zweites Mal in diesem Urlaub Delfine begleiteten. Ganz entspannt schwammen sie in der Bucht und dann sprang ein Delfin genau vor unserem Boot aus dem Wasser – WOW – Lion konnte sein Glück kaum fassen und erzählt auch Tage nach dem Törn noch regelmäßig von den Delfinen, dem Babydelfin und dem Sprung aus dem Wasser 😍😍😍.
Es war vielleicht nicht der Törn mit den meisten Seemeilen oder dem besten Badewetter. Dafür war es ein richtiger Familientörn 😍. Meine beiden Männer dabei zu beobachten wie sie dicht gekuschelt am Strand sitzen, Steine ins Wasser werfen und gemeinsam lachen während die Sonne das Meer glitzern lies, war einfach unbeschreiblich schön. Der Augenblick, in dem die Delfine auftauchten und Lion über beide Ohren grinste, den Morgen als man seinen Atem im Salon sah und erst die frischen Brötchen den Raum aufheizten, all diese Momente sind einfach unbeschreiblich schön! Vielleicht haben wir mit Lion auch Glück, weil er Abenteuer liebt, er sich immer auf den Urlaub freut und das Boot manchmal auch schon als sein zu Hause bezeichnet, er offen ist für Neues und die verrückten Ideen seines Papas genauso liebt wie ich. Vielleicht ist es aber auch Gewohnheit und nach 12 Törns gehört es eben auch schon zu ein bisschen zu seinem Leben mit dazu. Es ist auch egal, wir haben die Zeit mit ihm auf jeden Fall genauso genossen wie er mit seinem Papa und seiner Mama 😘😘😘!
LG Franz, Nadine und Lion
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