Kurz nach der Abreise der Familie Zwiebler-Schmalz setzen wir auch schon wieder die Segel nach Praslin. Auch die gemeinsame Zeit mit Judy neigt sich schon wieder dem Ende entgegen. Bevor uns Judy verlässt, wollten wir aber noch die Outer Islands erkunden. Wir entschieden uns nach Denis zu segeln, die Insel lag circa acht Segelstunden von Praslin entfernt und war damit die näheste der Outer Islands. In den ersten Stunden war der Wind perfekt und wir hatten einen schönen Segeltag mit wenig Welle. Doch umso näher wir dem Ziel kamen, desto stärker wurde der Wind. Er drehte immer weiter nördlich, sodass die Insel kaum noch Schutz vor Wind und Welle bot. Wir blieben über Nacht und gingen am Abend noch am Strand. Das Wasser war aufgewühlt und trüb. Es war nicht das Bild, dass wir uns erhofft hatten. Denis hat zudem kaum Palmen auf der Insel. Der Wind stand ungünstig und ganz anders, als die Wettervorhersage gemeldet hatte. Die Nacht war recht unruhig und am nächsten Morgen entschieden wir uns zurück nach Praslin zu segeln. Bird Island hätten wir gerne gesehen, doch wir wären dort völlig ungeschützt gelegen und der Wind war einfach zu stark. So verbrachten wir die letzten Tage mit Judy noch um Praslin und La Digue – Judys Lieblingsinsel. Sie liebte die Vielfalt der Insel und die Art und Weise mit dem Fahrrad die Strände entdecken zu können. Auch Lion freut sich immer, wenn wir auf La Digue ankamen und er sein Woom Bike auspacken konnte. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen und wir alle wurden sentimental als Judy in die Fähre stieg – das Lächeln, wenn sie morgens aus ihrer Kabine kam, ihre kreative Art, die leckeren Zimtschnecken, die gemeinsamen Yogasessions am Steg – all das werden wir vermissen!
Judy nahm die Fähre von La Digue zurück zum Flughafen und zur gleichen Zeit kam Florian auf La Digue an. Er begleitete uns für die nächsten 10 Tage. Florian kam nicht nur wegen den schönen Stränden und dem klaren Wasser auf die Seychellen, er war wohl auch das segelbegeistertste Crewmitglied seit langem. Ausgerechnet in diesen zehn Tagen fehlte jeglicher Wind. Der Monsunwechsel machte sich immer mehr bemerkbar und an manchen Tagen konnten wir nicht einmal das Leichtwindsegel benutzen. Dafür war die Überfahrt von Praslin nach Mahé so ruhig, dass wir mitten im Meer einen Badestopp einlegen konnten – es war das erste Mal seit August. Nie sind die Wellen und das Meer gleich, das Wetter ist immer wieder unterschiedlich und so wird jeder Törn einzigartig.
Auch der Besuch von Johannes und Sandra wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Johannes hat mit Franz studiert, die beiden waren jeden Nachmittag zusammen und genau das merkte man bei einer gemeinsam Zeit an Board. Wir haben so viel rumgeblödelt, gelacht und die Momente zusammen genossen. Jeder wusste genau, wie er den anderen nehmen musste und es war einfach eine wahnsinnig schöne gemeinsame Zeit. Bei Roundisland legten wir einen Schnorchelstopp ein und Sandra beobachtete begeistert stundenlang die Fische. Natürlich ankerten wir auch vor Curieuse, denn auch ein Besuch auf der Schildkröteninsel dürfte nicht fehlen. Diesmal konnten wir sogar ein 3-jähriges Schildkrötenbaby auf die Hand nehmen. Auch wenn das Wetter nicht immer auf unserer Seite war und es immer wieder regnete, war doch auch jeder Regenbogen wunderschön. Am Ende hatten wir sogar den besten Delphinencounter seit Anfang unserer Reise und zwei Delphine spielten eine ganze Weile in der Bugwelle des Schiffs.
Im November/Dezember ging der Besuch Schlag auf Schlag. Wieder hatten wir nur zwei Tage um das Boot zu putzen und für den nächsten Besuch vorzubereiten, denn in zwei Tagen standen schon die nächsten Gäste am Flughafen zur Abholung bereit – diesmal waren es sehr besondere Gäste! Früh am Morgen standen wir alle am Ausgang des Flughafens und warteten bis sich die Tür öffnete. Es war die erste außereuropäische Reise meiner Schwester, ihres Mannes und den beiden Kindern Linus und Alina. Vier Monate hatten wir uns nicht mehr gesehen, die Wiedersehensfreude war riesig!!! In den ersten Tagen hatten wir einen Mietwagen und erkundeten gemeinsam die Insel – wir fuhren zum Markt, kauften frisches Obst und Gemüse – badeten in den Wellen des Anse Intendance (einer der schönsten Strände auf Mahé) und feierten zusammen Weihnachten. Mit den Kindern schmückten wir unseren kleinen, künstlichen Christbaum und am Tisch türmten sich die Geschenke! Es war schön zusammen zu feiern und auch die anderen Tage verliefen äußerst harmonisch. Den Kindern gefiel das warme Wasser, die Palmen und natürlich die Schildkröten auf Curieuse. Wir hatten unfassbar gute Schorchelspots mit kristallklarem Wasser. Obwohl es bereits Ende Dezember war und der Nordwestmonsun schon lange hätte einsetzen müssen, wurde es so windstill, dass wir am Anse Lazio ankern konnten. Auch hier war das Wasser sehr klar und paradisiescher hätte es wohl nicht sein können. Leider hatten wir während diesem Törn mit dem ein oder anderen technischen Problem zu kämpfen, denn die Dichtung zum Getriebeöl war defekt, sodass sich Salzwasser mit dem Öl vermischen konnte. Wir wussten das schon vor dem Törn, wollten die gemeinsame Bootstour jedoch nicht absagen und hatten das Öl vor dem Besuch meiner Schwester wechseln lassen. Wir segelten so gut es ging oder fuhren nur mit einer Maschine aber die Dichtungen des Saildrives mussten leider so schnell wie möglich ausgetauscht werden – dafür musste das Boot aus dem Wasser. Wir versuchten noch etwas Zeit zu gewinnen und ließen die Maschine bei der Rückfahrt nach Mahé komplett aus. Wir ankerten in der Eden Marina und mieteten uns erneut ein Auto. Wir wollten die letzten Tage noch genießen, doch die kommende Nacht sollte alles andere als entspannt werden. Es war Abends um 22 Uhr. Franz und Florian saßen vorne im Trampolin und schauten den Sternenhimmel an. Tanja und ich unterhielten uns hinten auf der äußeren Sitzecke. Auf einmal roch es nach verbranntem Gummi. Es ist nicht selten, dass auf der Insel etwas verbrannt wird, doch diesmal roch es intensiver. Wir holten Franz und Flo nach hinten und die Panik in unseren Augen wurde größer, denn mittlerweile waren wir uns sicher, der Geruch kommt von unserem Boot. Franz roch alles ab und versuchte es zu orten. Auf einmal entdeckte er unter der Spüle in einem Kabelschacht Rauch und Feuer! Er schrie: Feuer – Feuer!!! Bringt die Feuerlöscher! Wir holten beide Feuerlöscher, wir zogen den Stift… nichts passierte! Der zweite Feuerlöscher hatte keinen Stift, auch dieser ließ sich nicht auslösen. Wir weckten die Kinder, steckten sie in ihre Rettungswesten und schrien so laut wir konnten um Hilfe. Das Nachbarboot hörte uns und der Besitzer kam mit dem Dinghy. Er selbst hatte keinen Feuerlöscher an Board, doch er wusste wo sich in der Marina einer befand. Tanja und ich sprangen mit den Kindern in sein Beiboot und wir fuhren zum Steg in der Eden Marina. Mit seinem 2,5 PS Motor fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an. Wir kamen zu der SOS Säulen und packten den großen Feuerlöschern in das Dinghy. Wir fuhren zurück und unsere Gedanken spielten verrückt – hoffentlich brennt nicht das komplette Boot, wenn wir zurückkommen. Als wir wieder bei unserem Katamaran ankamen, hatte sich die Aufregung zum Glück gelegt. Franz hatte den Kabelbrand mit Wasser gelöscht. Nicht die beste Art und Weise, doch manchmal muss man sich zu helfen wissen und in diesem Fall war es am Ende vielleicht doch besser als den Pulverlöscher zu benutzen. Wie wir danach erfahren haben, führt das Pulver vermehrt zu Korrosion. Der Kabelbrand war noch deutlich zu riechen, deshalb gingen wir mit den Kids erst noch einmal vor aufs Trampolin. Alle waren aufgebracht und die Ereignisse der letzten Stunde mussten wir erst einmal verarbeiten. Ein Stecker unter der Spüle war wahrscheinlich durch die Wasseranschlüsse nass geworden und korridiert. Als Franz das Ladekabel seinen Laptops an der Steckdose anschloss, floss sehr viel Spannung durch das Kabel und der Stecker entzündete sich. Das sollte eigentlich nie passieren und hätte sicher auch mit einem deutlich höheren Schaden ausgehen können. Am nächsten Morgen kam dann auch Charlie unser Elektriker und schaute sich den Kabelbrand an, das 240 V System blieb in den nächsten Tagen erst einmal aus. Wir machten uns noch einige schöne Tage in Victoria und am Anse Royal, bevor es für die Familie Reuschel wieder zurück nach Deutschland ging. Es war eine schöne gemeinsame Zeit und auch mal wieder toll Weihnachten und Silvester zusammen zu feiern. Die Kinder verstanden sich super und alle freuen sich auch schon auf ein Wiedersehen in Deutschland! Eine knappe Woche investierten wir das Boot wieder auf Vordermann zu bringen. Die Elektrik zu machen, Kabel auf Korrosion zu überprüfen und das Saildrive in der Werft zu wechseln. Das Boot bekam auch noch einen neuen Unterwasseranstrich und wurde poliert. Den Ansauger des Wassermachers schützten wir durch ein Sieb vor Seegras und auch einige kleinere Reperaturen machten wir noch während der Zeit am Trockenen. Zwei Wochen hatten wir nun noch zu Dritt und über diese Zeit berichten wir ausführlicher im Blogbeitrag „One Day in Paradise“. Die Zeit verging schnell und mittlerweile war es schon Ende Januar. Die Entscheidung erst einmal auf den Seychellen zu bleiben war die richtige, denn wir waren noch nicht bereit das schöne Fleckchen Erde zu verlassen. Zudem war der Weg ins Mittelmeer durch das Rote Meer aufgrund der Huthirebellen nicht mehr befahrbar und so werde ich mit Lion nach den drei Wochen Deutschlandaufenthalt wieder auf die Seychellen zurückkommen. Die letzten zwei Wochen vor unserem Flug in die Heimat besuchte uns meine Mama auf den Seychellen. Es war ihre zweite Reise auf die ostafrikanische Insel und auch sonst ist meine Mama nach fünf Törns schon mehr als Bootserfahren. Da sie aber immer wieder mit ihrer Seekrankheit kämpft, ließen wir es ruhig angehen und blieben erst einmal in der Eden Marina, denn hier war heute einiges los. Die mobile Minigolfanlage der Seychellen wurde am Hafengelände aufgebaut und Lion war Feuer und Flamme für eine Runde Minigolf. Oma stand gleich hoch im Kurs und Lion gefiel das gemeinsame Spiel. Am zweiten Tag verliesen wir die Marina und fuhren nach Cerf. Bei strahlendem Sonnenschein und besten Bedingungen badeten wir im Nationalpark, durch die niedrige Ebbe ragte die Sandbank auch richtig aus dem Wasser. Unsere nächste Anlaufstelle war der Anse Royal, eine ruhige Bucht im Osten, die nicht nur einen schönen Strand mit klarem Wasser hat, sondern sich auch Supermärkte, Gemüsestände und nette Kaffees in der Nähe befanden. Wir hatten am Anse Royal viele tolle Tage, wir nahmen das Wassertrampolin mit zum Strand, schnorchelten, holten uns immer wieder frisch gepresste Säfte, erkundeten die Bucht mit einem Glaskayak und spazierten jeden Tag auf einen Kaffee zum Leila. Abends färbte sich der Himmel oft rosa und wir nutzten die schönen Tage auch immer wieder um am Strand zu Grillen. Zwischendurch machten wir Ausflüge zum botanischer Garten, nach Victoria und zum Beau Vallon. Ein absolutes Highlight war das Bemalen eines Tuchs bei Rootsseychelles. Einheimische Pflanzen wurden gesammelt und auf das Tuch gelegt. Anschließend kam die Farbe zum Einsatz und am Schluss blieben die Abdrücke der Pflanzen sichtbar. Die Leute von Rootsseychellen waren so nett und authentisch, dass sie den Workshop wirklich einzigartig machten. Am Ende bekamen wir noch eine ganze Bananenstaude, unzählige saure Gurken (Averrhoa bilimbi), frische Zitronen und Orangen und viele wertvolle Ernährungstipps. Wir liesen den Abend bei einem einzigartigen Sonnenuntergang und einem leckeren Essen im Blisshotel ausklingen. Der letzte Tag rückte näher. Franz wird auf den Seychellen bleiben und noch einige Bootsarbeiten erledigen. Es ist das erste Mal, dass wir so lange getrennt sind und das erste Mal, dass Lion seinen Papa für so lange Zeit nicht sieht. Wir waren alle traurig, als wir uns in die Augen sahen und das Taxi wegfuhr. Manchmal merkt man in solchen Momenten umso mehr, wie wertvoll die gemeinsame Zeit ist und wir freuen uns schon riesig wieder zurückzukommen. Bis dahin wird Lion aber auch eine tolle Zeit in der Heimat haben, denn nicht nur Linus und Alina freuen sich ihren Cousin wiederzusehen, sondern auch die Großeltern warten schon auf die Ankunft von Lion in Deutschland.
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